Die Welt ist eine andere geworden! Die vermeintliche Situation der neueren Jahre in Bezug auf Startups warf viele Fragen auf zur Einordnung.
Doch der Lauf der letzten Monate und der Blick in die Zukunft lässt schlagende Veränderungen erkennen …
Trotz umfassender Erfahrung und tiefem Grundverständnis vieler zum Thema tut sich brachial was “da draußen”
Betrachtet man die Entwicklungen der letzten Jahre so kristallisierten sich für drei unterschiedliche Denk- und Handelsweisen heraus:
¶ Gründerszene abgeleitet von “Szene”
Indizien: Clustering in der “Gründerszene”, stark regional ausgeprägte Ballungszentren →Startup Ecosystem Report
¶ Züge von industrieller Produktion: Die Arbeits- & Organisationsweise der professionell agierenden Venture Capitalists (Wagniskapitalgeber) und die neu sich bildende Kultur des “Crowdfunding”
Indizien: Unzählige Aufzucht-Stätten haben sich gebildet – weltweit und auch in Deutschland →Liste der großen Acceleratoren und Inkubatoren
¶ Der Urtrieb: Pioniergeist als Grundhaltung des Gründers
Indizien: Schillernde Gestalten & Persönlichkeiten mit Ecken & Kanten wie sonst nur bei damaligen Entdeckern und Eroberern→Biografien von Gründern
Die folgenden Excerpe aus völlig unabhängigen und scheinbar weither geholten Bereichen
¶ Analyse der Wiener Jazz-Szene,
¶ Basiswerk zur Industrieproduktion
¶ Standortanalyse für Zukunftsregionen in Bezug auf Innovation, Qualität und Kooperation
geben einen aufschlußreichen Einblick in die Vielschichtigkeit zum Thema “Startups & Unternehmertum heute/damals”
Doch damit nicht genug! Im Abspann findet sich eine Aktualisierung mit der eigenen Rezeption des Themas …
Viel Spaß beim durcharbeiten und selbständigen reflektieren.
Mit welcher Lagerung und Gewichtung können Sie sich identifizieren?
Definition Szene [1]
1) Szenenkonzept – Ronald Hitzler
Szenen werden idealtypisch verstanden als “thematisch fokussierte, kulturelle Netzwerke von Personen, die bestimmte materiale und/oder mentale Formen der kollektiven Selbststilisierung teilen und Gemeinsamkeiten an typischen Orten und zu typischen Zeiten interaktiv stabilisieren und weiterentwickeln (Hitzler, 2005, Quelle20).
Ein zentrales “issue” bildet den szenischen Kulturkern einer Szene. Dieses Thema kann sich auf eine Sportart, eine Weltanschauung, eine politische Idee, Konsumgegenstände oder auf einen bestimmten Musikstil beziehen. Je nach Szene äußert sich die zu Grunde liegende thematische Fokussierung als mehr oder weniger präzise bestimmter thematischer Rahmen, innerhalb dessen sich gemeinsame Einstellungen, Handlungs- und Umgangsweisen und Präferenzen entwickleln und präsentieren. Szenen konstituieren ein interaktives Netzwerk, mithilfe dessen Szenenakteure miteinander kommunizieren und interagieren. Szenen können deshalb als Interaktionsgeflechte verstanden werden (Hitzler, 2005: 20; 212).
2) Production of Culture-Ansatz – Richard A. Peterson
Im Sinne des Production of Culture-Ansatzes wird Kultur nicht als “the product of supremely talented individuals”, sondern vielmehr als “product of collaboration and a complex division of labour” verstanden (Hesmondhalgh, 2002:35).
Maßgeblich geprägt wird dieser Ansatz durch Arbeiten von Richard A. Peterson, in denen er Kunstwerke oder Produktionen der Kulturindustrie nicht als Ergebnisse eines einsamen schöpferischen Genies betrachtet, sondern “focuses on how the symbolic elements of culture are shaped by the systems within they are created, distributed, evaluated, taught and preserved.” (Peterson/Anand, 2004: 311).
Kulturelle Veränderungen resultieren nach Ansicht des Production of Culture-Ansatzes aus Veränderungen der industriellen Produktionsumwelt und den Produktionssystemen. Diese Produktionssysteme entwickeln eine eigene Logik, die relativ unabhängig vom kreativen Potential und relativ unabhängig von den gesellschaftlichen Nachfragekonstellationen kulturelle Tatsachen schafft
(Peterson, 1976),(Gesamt: Peterson, 1976;1982)Produktionssystem: “The term ‘production’ is meant in its generic sense to refer to the processes of creation, manufacture, marketing, distribution, exhibiting, inculcation, evaluation and consumption.” (Peterson 1976: 672)
Der Produktionsbegriff beschreibt den Prozess der Objekttransformation zwecks Leistungserbringung (vgl. Dyckhoff 2003, S. 709). Konkret ist eine Produktion eine durch Menschen veranlasste und im Hinblick auf eine angestrebte, der Nutzenerhöhung (Wertschöpfung) dienende Leistung zielgerichtet gelenkt sich systematisch vollziehende Transformation, wenn sie nicht der unmittelbaren Befriedigung eigener Bedürfnisse dient (vgl. Dyckhoff 2006, S. 3).
Mit Transformationen sind solche Aktivitäten gemeint, die durch eine qualitative, quantitative, räumliche oder zeitliche Veränderung von Objekten bzw. deren Eigenschaften gekennzeichnet sind. Aus Inputobjekten entstehen Outputobjekte. Diese Vorgänge dienen der Versorgung der Gesellschaft mit nützlichen Objekten (Güterproduktion) sowie ihrer anschließenden Entsorgung von schädlichen und störenden Objekten (Übelreduktion), welche bei der Nutzung oder dem Verbrauch der Güter regelmäßig unvermeidbar als Abfälle oder Altprodukte anfallen (Güterkonsumtion und Übelentstehung). Auch logistische Prozesse wie Transport, Lagerung, Sortierung und Umschlag sind – speziell als Transfers bezeichnete, raum-zeitliche bzw. mengenmäßige – Transformationen.
Die Erbringung einer Leistung ist der Zweck, das „Sachziel“ der Objekttransformation. Der die Transformation lenkende Mensch, üblicherweise als dispositiver Faktor, Produktionsmanager oder Produzent bezeichnet, beabsichtigt mit der zu erbringenden Leistung eine Nutzenstiftung bei einem (potenziellen) Kunden (Abnehmer, Nachfrager). Diese Nutzenstiftung wird als Wirkung oder Outcome des Produktionsprozesses bezeichnet. Abbildung 1 stellt die dargestellten Zusammenhänge nochmals grafisch dar. Abbildung 1: (Erweitertes) Produktionsmodell (in Anlehnung an: Rassenhövel / Dyckhoff 2006, S. 93) Abzugrenzen ist die Transformation von den Transaktionen, welche keine Veränderung der betrachteten Objekte darstellen, sondern lediglich eine Veränderung der Output Outcome Transformation Input industriell?
Industrielle Dienstleistungsproduktion bedeutet Verfügungsmacht über die Objekte. Transaktionen spielen im Hinblick auf die Verwertung der erbrachten Leistung durch den Kunden eine zentrale Rolle.
Wie in Abbildung 1 angedeutet, interessiert an dieser Stelle der Transformationsprozess. Wann kann dieser als industriell bezeichnet werden? Was sind die Merkmale einer industriellen Produktion?
Was macht also Pioniere aus? Was unterscheidet sie von den Routiniers? Diesen Fragen kann man sich nur schwer nähern und es gibt dementsprechend auch nur wenige Publikationen, die sich wissenschaftlich dem Thema angenommen haben.
Gerade quantitative Analysen fallen verständlicherweise nicht leicht, da der Begriff an sich ja schon nicht eindeutig gefasst und definiert werden kann.
Die einzelnen Sichtweisen auf dieses Phänomen sind höchst unterschiedlich und es bietet sich daher auch an, einen offenen, einen qualitativen Blick auf die Pioniere und ihr Wesen zu wählen. Andererseits wird der Begriff, ebenso wie “Pioniergeist” oft als gegeben hingenommen und nicht weiter erläutert.
Einen sehr interessanten, wirtschafthistorisch geprägten Ansatz hat Ziesemer (2006) gewählt, indem er mit zwölf ausgewiesenen Pionierpersönlichkeiten der deutschen Wirtschaft vom deutschen Pionier des Beratungswesens Roland Berger bis zum SAP-Mitbegründer Dietmar Hopp Interviews geführt hat, um biographische Studien anzulegen. Die folgende Abbildung gibt einen Überblick über die (nach Ziesemer) markantesten Aussagen der Pinoiere dazu, was einen Pionier denn im Grunde ausmacht:
Pionierunternehmer – Zitate:
- Dieter Spethmann – “Zukunftsangst? Keinen Augenblick”
- Werner Otto – “Bürokratie erstickt den Pioniergeist”
- Heinz-Horst Deichmann – “Die Firma muss dem Menschen dienen”
- Klaus Schwab – “Ich sehe mich fast als Künstler”
- Roland Berger – “Ich wollte nie Angst haben”
- Artur Fischer – “Geht nicht, gibt’s nicht”
- Jürgen Heraeus – “Vertrauen ist das Wichtigste”
- Erich Sixt – “Unternehmer sind Abenteurer”
- Dietmar Hopp – “Wir brauchten Zeit um Lernen”
- Reinhold Würth – “Nur Wachstum hilft gegen Tod”
- Hans Riegel – “Ohne Firma würde ich krank”
- Klaus Jacobs – “Das ist nichts für junge Manager”
Was macht ein heutiger Unternehmergeist und Wohlstandsdenker wirklich?
Braucht er noch klassische Finanzierung?
Ist er noch auf gleichen Pfaden unterwegs wie Pioniere des Industriezeitalters?Ein klares NEIN!
Publizieren läuft anders, vernetzen läuft anders, finanzieren läuft anders, gründen läuft anders
JA SO IST ES!
Lösen läuft anders und Erfolg kommt über andere Pfade!
Den Beweis dazu treten völlig neue Typen von Menschen an die unsere Zukunft und unser aller Wohl komplett anders verstehen und leben …
Stay tuned and buckle up!
[1] Definition “Szene”
[2] Definition “Produktion”
[3] Pinioniergeist und die Eigenschaften eines Pioniers
Harald Pechlaner “Pinier – Regionen der Zukunft: Innovation, Qualität und Kooperation”
Autor/Editor: Heinz J. Hafner
Pioniergeist & Soziales Unternehmertum
Zur Person – ein umfassendes Interview
Die Inhalte des Fachbeitrags sind lediglich zur persönlichen Orientierung gedacht und stellen meine persönliche Meinung dar. Es besteht weder Anspruch auf akademische Zweckentfremdung noch auf Verbreitung oder Standardsetzung für irgendwas! Die zitierten Werke (1,2,3) empfehle ich jedem in Buchform in Besitz zu nehmen – muss ja nicht unbedingt bei Amazon sein – ein lokaler Buchhandelsvertreter tut’s auch 🙂